Montag Morgen, schon wieder so spät dran. Hoffentlich schaffen wir wenigstens den Morgenkreis, denke ich. Zieh dir bitte schnell die Glitzerschuhe an, sage ich. Mama, der Helm, sagt Kaiserin 2. Wir stehen im Hof. Also nochmal hoch, in die Wohnung, den Fahrradhelm holen. Die Stufen wieder runter, immer zwei Stufen mit einem Schritt, schnell zum tapfer am Fahrrad wartenden Kind. Die Straße runter, Kaiserin 2 auf dem Fahrrad, ich laufend und keuchend hinterher. Sie wird immer schneller, immerhin jetzt, beim Endspurt Richtung Kita.
Beim Bäcker, Brezel zum Frühstück. Bitte nicht nur das Salz ablecken, beiß auch mal rein, sage ich. Blick auf die Uhr. Noch fünf Minuten, dann beginnt der Morgenkreis. Tasche, Helm, Kind, alles dabei, also los. Wir klingeln zwei Minuten vor zehn, noch kurz vorm bösen Erzieherinnen-Blick. Glitzerschuhe ausziehen, Hausschuhe anziehen. Kuss. Hab dich lieb, viel Spaß! Die Tür schließt. Ich atme durch.
Wechselklamotten ins Fach legen, Strickjacke an den Garderobenhaken hängen. Glitzerschuhe unter die Bank stellen. Während ich im Flur meine Tasche über die Schulter werfe, werden drinnen Kindernamen gesungen. Die Edda ist da, der Leon ist da, die Luise ist da, der Mohammed ist da. Guten Morgen, guten Morgen, wir klatschen uns zu.
“Wer fehlt denn heute?”, fragt die Erzieherin am Ende, wie jeden Tag. “Kaiserin 1 fehlt”, rufen mehrere Kinder im Chor. Ich schlucke.
Erzieherin: “Stimmt, Kaiserin 1 fehlt. Wisst ihr auch, warum?”
“Die ist gestorben”, rufen die Kinder fröhlich durcheinander.
“Eine Kerze für Kaiserin 1 anmachen”, fordert eines der Kinder.
“Ich will, ich will”, rufen alle durcheinander.
Ich schließe die Kita-Tür hinter mir, weinend und lächelnd.
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