Ein Gastbeitrag von Ramona zu der Serie pflegende Elternschaft und Urlaub.
Zwei Wochen vor unserem Urlaub sitzen wir immer noch ohne gebuchte Reise auf dem Sofa und wägen ab.
Buchen wir nun was oder nicht? Was passiert, wenn wir jetzt etwas buchen und dann auf einmal wegen eines akuten Schubs in die Klinik müssen? Und was ist, wenn wir dort in die Klinik müssen? Sollen wir Mini wirklich drei Wochen aus dem Kiga nehmen, auch wenn wir wissen, dass die Integrationskraft evtl. keine Vertretungsstelle hat?
Aber auf der anderen Seite stehen die Gedanken an die Zukunft. Niemand weiß, wie lange wir Reisen machen können. Sollten wir es nicht nutzen, solange es geht und Erinnerungen schaffen?
Wir entscheiden uns, zwölf Tage vorher doch noch zu buchen. Volles Risiko. Beide müssen wir arbeiten bis zum Tag vor dem Flug. Haben wir alle Medikamente besorgt?
Wir müssen daran denken, dass genug im Handgepäck ist, falls ein Koffer verschwindet. Das FOP Notfalldokument müssen wir auf Spanisch und Englisch ausdrucken. Nur für den Fall der Fälle. Es wird schon nichts passieren.
Immer in Vorfreude und gleichzeitig mit einem mulmigen Gefühl.
Am Flughafen beim Einchecken hat das Personal noch nie einen Reha Buggy gesehen. Von Kindern mit einer Behinderung hat anscheinend noch niemand gehört.

Im Urlaub angekommen hat der Kleine Probleme mit dem Ankommen, die Große würde am liebsten den ganzen Tag im Wasser verbringen. Pausen braucht sie nicht. Am Meer ist die Sturzgefahr geringer, also verbringen wir die meiste Zeit dort. Sand ist weich, ja da kann nicht so schnell etwas passieren. Wobei das Wasser.
Ja, ins Wasser geht es nur an der Hand oder auf dem Arm. Die Große lernt eine Freundin kennen und kommt in den Genuss des Pools. Pool schon alleine das Wort schnürt mir die Kehle zu. Rutschig. Es ist immer rutschig. Egal was man tut. Es gibt keine Schuhe, die das Ausrutschen dort zu 100 % verhindern. Also doch. Wir verbringen drei Tage am Pool und meine Nerven liegen blank. Die Große ist in ihrem Element. Tauchen, Schwimmen und wieder von vorne. Mini kann man keine Sekunde aus den Augen lassen. Ja, es ist rutschig. Mein Gedächtnis hat sich nicht getäuscht. Und selbst im Kinderbecken kommt er nicht alleine hoch, wenn er umfällt. Das heißt für uns keine Sekunde Entspannung.
Ich hab überhaupt nicht an einen Hocker gedacht. Mini kommt an kein Waschbecken alleine. Selbst die Behindertentoilette ist nicht für ihn geeignet. Und überhaupt stellen wir im Urlaub fest, bei wie vielen Dingen er Unterstützung benötigt. Das läuft zu Hause schon routinemäßig. Fast von alleine.
Hier denke ich viel über Gleichzeitigkeit nach. Wir genießen es. Zu viert. Am Meer. Und gleichzeitig sind wir oft wehmütig, wenn wir sehen, was Mini in nur einem Jahr an Beweglichkeit verloren hat.
Gegen Ende des Urlaubs ist auch er angekommen. Liebt das Meer und den Pool. Findet sogar Anschluss zu einem kleinen Jungen. Am letzten Abend.
Wieder zuhause bin ich froh, dass wir das Abenteuer Urlaub gewagt haben. Denn die Erinnerungen kann uns niemand nehmen.
Und auch Mini erinnert sich im Nachhinein gerne. Wollte er im Urlaub oft nach Hause, so schwärmt er zu Hause oft vom Urlaub und ich glaube, er hat es genossen. Sehr sogar.
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