Powerfrau, Supermom, Workingmom, pflegende Mutter – Gedanken zum Frauentag

by Simone

Ich bin eine Frau und ich bin eine pflegende Mutter. Meistens bin ich weniger Frau und mehr Mutter und ganz viel Pflege. Und es gibt Menschen, die finden, dass ich mich als Frau echt verändert habe in den letzen sieben Jahren, als ich Mutter wurde und dann auch noch pflegende Mutter. Ich wurde anstrengend. Vorher war ich angepasst und habe funktioniert. Ich hatte einen gesellschaftlich anerkannten Job, bin Akademikerin und einen intellektuellen Freundeskreis. Ich ging ins Theater, auf Reisen und diskutierte. Jetzt pflege ich. Frau bin ich immer noch. Aber ich stelle Ansprüche und Erwartungen, dass pflegende Mütter mehr Sichtbarkeit bekommen und mehr gesellschaftliche Anerkennung. Ich bin politisch geworden.

Jetzt finden Menschen mich unbequem. Sie nennen mich feministisch. Sie fragen, warum ich mich nicht einfach um mein Kind kümmere. Und, dass es doch normal ist, dass ich mein Kind pflege. Denn ich bin Mutter und Frau. Das sei doch meine Aufgabe. Warum regt es mich denn so auf, dass ich wegen der Pflege meines Kindes nicht mehr Vollzeit arbeiten gehen kann? Ich kann doch zufrieden sein. Ich habe einen Mann, der das Geld nach Hause bringt, der für uns da ist. Er sorgt für uns. Das ist doch gut. Und ich antworte trotzig: ich will aber arbeiten! Ich arbeite gerne und ich will mein eigenes Geld verdienen! Ich mag es, meinen Verstand zu beschäftigen. Ich gehe gerne arbeiten und ich will das selbst entscheiden dürfen. Und nicht fremdbestimmt werden, nur weil die Pflege meines Kindes so aufwendig ist, dass ich 4 Jahre nicht mehr arbeiten konnte, weil wir als Familie einfach überhaupt keine Unterstützung bekommen haben.

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Meine Mutterschaft ist politisch. Und meine Liebe hat Eile.

by Bárbara Zimmermann

Eine Mutter zu sein, die anders ist als die meisten, kann sehr schön sein – so lange ich nicht diese Mutter bin, richtig? Man kann sie von der Ferne betrachten und ihr gute Wünsche ausrichten.

In dieser Mutterschaft, die keine*r will, die keine*r sieht, die von wenigen gehört wird, musste ich lernen stark und laut zu werden, damit die Gesellschaft Platz für mich und mein Kind macht. Weiterlesen

Wie viel Wissen tut uns gut?

by Mareice Kaiser

Es sind die Fragen, die weh tun. „Wusstet ihr das vorher?“ Alle Eltern behinderter Kinder kennen diese Frage. Unzählige Male habe ich sie gehört. Eine andere: „Sowas gibt`s noch?“ Die rhetorische Frage einer älteren Dame, als sie meine erste Tochter bei einem Familienfest das erste Mal sah. Mit „sowas“ meinte sie meine mehrfach behinderte Tochter. Mit „das“ meinen die Leute die Behinderung der Kinder. Diese Fragen suggerieren: Muss das denn sein, ein behindertes Kind? Eine Frage, die sich niemand traut zu stellen, aber viele denken: Hätte man da nicht was machen können? Weiterlesen

Das Leben eben, Pt. IV

by Mareice Kaiser

In »Das Leben eben« teile ich in unregelmäßigen Abständen meine liebsten Fundstücke aus dem Netz – und eigene Gedanken. Oft geht es dabei um Inklusion, Gleichberechtigung und das Leben mit Kindern. Manchmal um kleine Szenen des Alltags; manchmal um Trauer, als Teil des Lebens. Außerdem dabei: Blumen, Empörung und Musik. Das Leben eben. Weiterlesen

Das Leben eben, Pt. III

by Mareice Kaiser

In »Das Leben eben« teile ich in unregelmäßigen Abständen meine liebsten Fundstücke aus dem Netz – und eigene Gedanken. Oft geht es dabei um Inklusion, Gleichberechtigung und das Leben mit Kindern. Manchmal um kleine Szenen des Alltags; manchmal um Trauer, als Teil des Lebens. Außerdem dabei: Blumen, Empörung und Musik. Das Leben eben. Weiterlesen

Vom (Buch-)Schreiben

by Mareice Kaiser

“Ich kann mir gut vorstellen, dass andere Eltern auch tausend Fragen haben an dich, so wie ich”, schreibt meine Freundin Pamela mir Ende 2013 per SMS. “Wie sieht euer Alltag aus mit Kaiserin 1? Das wollen bestimmt viele wissen und trauen sich nicht zu fragen. Berührungsängste und so.” Die Idee für mein Blog war geboren. Zu Ostern 2014 ging das Kaiserinnenreich online. Ich erzählte Geschichten aus unserem Alltag zwischen Kita und Krankenhaus, Pflege und Job, Sorge und Glück. Schon nach kurzer Zeit konnte ich mir nicht mehr vorstellen, nicht zu bloggen. Das Schreiben wurde zu einem Teil meines Lebens, mit einigen Texten schrieb ich mir die Wut aus der Seele, mit manchen den elterlichen Stolz, die Freude und die kleinen und großen Glücksmomente. Schon nach kurzer Zeit bekam ich Fernwärme zurück in Form von Mails und Kommentaren.

Das Schreiben bedeutet mir immer mehr. Schreiben ist meine liebste Reflektionsmöglichkeit, mein Ventil, meine Dokumentation. Für mich ist es – neben dem Sprechen – die beste Art, meine Gedanken zu sortieren. Gleichzeitig entsteht online ein Austausch mit anderen Blogger_innen und Leser_innen, der mittlerweile zu meinem Alltag gehört. Antje Schrupp beschreibt das auf ihrem Blog “Aus Liebe zur Freiheit” so: Dieser kleine, tägliche, unspektakuläre Austausch ist für mich inzwischen so eine Art Werkzeug meines Denkens geworden, ein Tool, auf das ich nicht verzichten möchte. Denken funktioniert ja nicht im abgeschlossenen Gehirn einer isolierten Persönlichkeit, sondern im permanenten Austausch mit der Welt und mit anderen Leuten.  Weiterlesen

Mein Kind, das Gespenst

by Mareice Kaiser

Meine große Tochter ist das Kind, vor dem sich alle werdenden Eltern fürchten. Sie ist das Kind, wegen dem pränatale Untersuchungsmethoden entwickelt wurden. Sie ist das Kind, für – nein, gegen – das es Schwangerschaftsabbrüche gibt. Die Vorstellung, ein Kind wie sie zu bekommen, spukt zwischen den Zeilen und Kreuzen des Mutterpasses umher, oft auch in den Gedanken der werdenden Eltern. Bis die Hebamme nach der Geburt des Kindes sagt: „Alles gut, das Kind ist gesund“. Nach der Geburt von Kaiserin 1 war nicht “alles gut”. Meine behinderte Tochter ist ein Gespenst. Weiterlesen

Offener Brief an EMMA

by Mareice Kaiser

Liebe EMMA-Redaktion,

gerade bin ich in einem meiner Social Media-Kanäle über den Artikel Ist etwa der Bauch noch da? gestolpert und zweifle nun sehr an meinem Sinn für Humor. Ihr müsst wissen, er ist sehr ausgeprägt bis schwarz – erst Recht, seitdem ich Mutter eines behinderten Kindes bin.

Der Artikel beschäftigt sich mit dem Trend zur Schlankheit, der gesundheitliche Risiken birgt – vor allem, während und nach einer Schwangerschaft. Ein wichtiges Thema, gar keine Frage. Doch es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte den Text gar nicht bis zum Ende gelesen. Das Intro ist Schuld. Dort heißt es: Denn es gibt etwas, das fürchtet manch werdende Mutter wie eine Behinderung des Kindes: in der Schwangerschaft fett zu werden. Weiterlesen