Die Biografie unserer Hilfsmittel

by Bárbara Zimmermann

Ich könnte ein ganzes Buch über die Biografie hinter jedem Hilfsmittel schreiben, das wir für unsere jüngste Tochter beantragt haben. Ein Kapitel für die Badewannenliege, ihr erstes Hilfsmittel. Die wurde problemlos genehmigt – und weckte damit die vergebliche Hoffnung, dass auch unsere weiteren Anträge so easy laufen würden. Ein weiteres Kapitel über die Rehakarre. Wie ich auf sie gewartet habe! Wie ein durstiger Mensch auf Wasser. Und dann meine Enttäuschung, als ich die Karre – als sie endlich da war – versuchte, in den Kofferraum zu wuchten. Das Ding ist mega schwer und ich dachte: „Toll, an den Rücken der Mütter denkt keine*r!“ Die Geschichte des Buches geht weiter mit der ersten Stehorthese. Mit den vielen langen Autofahrten nach Hannover: um Zoes Maße zu nehmen, dann zur Anprobe, dann zur Abholung, dann zur Korrektur – und wie der Sanitäter mehrmals versuchte mit mir zu flirten. Wir haben das Sanitätshaus gewechselt. Weiterlesen

Hä, was ist denn Inklusion?

by Mareice Kaiser

In diesem Text geht es um das Wort „Inklusion“, darum, was es bedeutet und warum es wichtig ist. Der Begriff „Inklusion“ kommt aus einer sehr alten Sprache. Sie heißt Latein. Er bedeutet Einbeziehung, Einschluss und Zugehörigkeit – in der Schule, in der Freizeit, im Beruf, in den Medien, im ganzen Leben. Es geht um die Gesellschaft und um die Menschen, die in ihr leben. Weiterlesen

Bye bye, Behindertenparkplatz //
Ein Abschiedsbrief

by Mareice Kaiser

Lieber Behindertenparkplatz,

seit zwei Jahren gehörst du zu meinem Leben wie meine Brille auf der Nase. Na ja, nicht ganz so existenziell. Ohne meine Brille finde ich den Weg zurück nach Hause nicht, wenn ich nachts betrunken aus einer Bar falle, was ich, um ehrlich zu sein, mittlerweile nicht mehr als zehn Mal im Jahr mache. Schließlich bin ich Mutter von zwei Kindern. Eines davon mit Behinderung, das andere ohne – aber auch nicht ohne. Die Mutter, also ich, auch nicht. Ausgehen, Alkohol trinken, tanzen. Das geht auch alles als Mutter, auch als Mutter einer behinderten Tochter, auch wenn das manche Menschen gar nicht glauben können. Echt nicht. Die sagen dann irgendwann spät nach Mitternacht an der Bar: „Ich hätte ja nicht gedacht, dass man sich mit dir betrinken kann. So als Mutter von einem behinderten Kind.“ Tz.

Wenn ich dann also nachts, im besten Fall mit Brille auf der Nase, nach Hause kam, lief ich immer auch an dir vorbei, mein lieber Behindertenparkplatz. Direkt vor unserer Haustür haben dich zwei Männer hingemalt. Zwei weiße Streifen rund um die Parkbucht herum, kleines Schild mit einer Nummer aufgestellt, und schon warst du da. Lange ersehnt, denn so einfach war es nicht, dich zu bekommen. Du hast dich ordentlich geziert. Weiterlesen