»Sicher und einfach ist hier nichts«
Filmtipp: »Uma und wir«

by Mareice Kaiser

Mareice Kaiser
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Tabea Hosche arbeitet als TV-Journalistin und Filmemacherin, meistens porträtiert sie in ihren Filmen Menschen mit Behinderung, erzählt Lebensgeschichten von anderen. In ihrem ersten Dokumentarfilm “Uma und ich” zeigte sie ihr Familienleben – nah und ehrlich. Heute Abend läuft ihr zweiter Dokumentarfilm “Uma und wir” im WDR, in dem sie ihre dritte Schwangerschaft und die Ambivalenzen rund um Pränataldiagnostik behandelt.

Tabea, mit Deinem ersten Film „Uma und ich“ wolltest Du Eltern von Kindern mit Behinderung nicht als Heldinnen feiern. Hat das geklappt?
Eltern werden häufig auf einen Sockel gestellt, weil man dafür bewundert wird, wie man alles meistert. „Ich könnte das ja nicht!“, höre ich oft. Nach der Ausstrahlung des Films bekam ich viele Nachrichten von Zuschauer*innen und habe gemerkt, dass ich für manche eine Art Identifikationsfigur geworden war. Die meisten fanden die Normalität gut. Weder Beschönigen noch Dauerjammern. Überforderung gehört dazu.

Es ist gesellschaftlicher Konsens, dass das Leben mit behinderten Kindern ein schweres Schicksal ist. Wollen mediale Geschichten dem etwas entgegensetzen und sind deshalb oft so positiv?
Das kann sein. Ein Gegenbild zeigen: Wie toll und stark die Familien und die Kinder selbst sind. Ich frage mich allerdings, ob es reicht, wenn wir uns gegenseitig erzählen, wie prima alles klappt. Menschen hilft doch viel mehr, ehrlich und möglichst offen für alles Ambivalente zu sein. Gerade wenn Leute noch ganz am Anfang sind, zum Beispiel in einer Schwangerschaft mit einem Kind mit Behinderung. Diesen Menschen möchte ich ein ehrliches Bild zeigen.

Tabea Hosche mit ihren Kindern Uma und Ebba.

Weiterlesen bei der taz: “Unwissen kann sehr hilfreich sein”

Interview zu “Uma und ich”: “Ja, so ist das Leben”

 

11 Kommentare zu “»Sicher und einfach ist hier nichts«
Filmtipp: »Uma und wir«

  1. Ich habe mir beide Filme angesehen und bin beeindruckt, wie authentisch und echt jede einzelne Szene dieses Miteinander-Lebens bei mir ankommt. Hier wird nix vertuscht, beschönigt oder gestellt. Es ist wie es ist. Soviel LIEBE und Lebensfreude in jedem Moment. Es wird nix tabuisiert, Uma darf sein, wie sie ist und sich frei entwickeln. Die Familie ist dankbar und glücklich und sieht Uma als unglaubliche Bereicherung. Vielen Dank für diese Eindrücke, die doch zeigen, wozu Liebe fähig ist. Ich ziehe den Hut vor Tabea und ihrem Mann Laslo, bin bewegt, beeindruckt und neugierig auf mehr.

  2. Wahnsinn, wie unterschiedlich dieser Film empfunden wird. Ich fand ihn durchweg positiv, aufrichtig und authentisch. Ich hatte nie das Gefühl, dass Uma vorgeführt, vernachlässigt oder ausgegrenzt wird. So schön zu sehen, wie sie sich entwickelt hat. Da schreibt das kleine Wesen einfach mal so an die Tafel, wer hätte das nach dem ersten Film gedacht. Tolle Familie, mit allen Höhen und Tiefen, so ist es nun mal im “Real Life”, da muss nichts beschönigt werden oder aus Rücksicht auf den Zuschauer nicht gezeigt werden. Es ist eine Doku, die bildet den IST-Zustand ab. Ich würde mich über einen dritten Teil freuen, wenn das Brüderchen da ist. Uma und ER 😉

  3. Ich danke sehr für die offenen Kommentare, die ja die Ambivalenz des Themas “Kinder mit Besonderheiten” wieder spiegeln. Damit es solche Diskussionen gibt, sind eben solcherart Filme nötig. Vielleicht hilft dabei sogar die Kultur der Selbstdarstellung, die von den “social media” so gepusht wird. Heute und hier ein wichtiger Beitrag! Danke somit auch für den Film…

  4. Ich habe den Film gespannt gesehen, nachdem ich schon “Uma und ich” kannte und sehr schön fand. Auc hier fand ich die Kinder und die Eltern sehr sympathisch und toll zu sehen, wie sie mit ihren Kindern umgehen. Toll auch zu sehen, wie gut es Uma mittlerweile geht, wie schön es in der Schule käzft. darüber habe ich mich gefreut.
    Dieser Film hat trotzdem viele Fragen aufgeworfen.
    Die “Machart” des Filmes ist mir viel fremder als bei “Uma und ich”. Wie kann man weinend wichtige Lebensentscheidungen vor der Kamera diskutieren, vor der Kamera über die Fehlgeburt weinen, wenn man doch weiß, mdas das alles einem Millionenpublikum gezeigt werden wird? Vielleicht nimmt man die Kamera irgendwann gar nicht mehr wahr, wenn so viel gefilmt wird, anders kann ich mir das nict vorstellen. Wie wird es wohl später für die beiden Mädchen sein, dass die Situaton ihrer Familie und die damit verbundenen Fragen und ihre Reaktionen im Fernsehen gezeigt wurden? Ich weiß, dass in Zeite von Internet, Facebook usw. es normal ist, die intimsten Dinge mit einem Millionenpublikum zu “teilen”. Und schon bei “Uma und ich” wird ja die persönliche Situation gezeigt. Bei diesem Film fand ich das jedoch noch stärker so: Man ist quasi life dabei, bei den Schwangerschaftstests, bei den Arztuntersuchungen, beim entscheidenden Ultraschall. Beim Ansehen hatte ich das Gefühl – ich wäre auch life dabei gewesen, wenn die Ärzte den Eltern ein “negatives” Ergebnis verkündet hätten, Wenn sie diskutiert hätten, ob sie dann das Kind abtreiben oder nicht. Aber das ist nicht allein bei diesem Film so, heute wird das eben so gemacht. Trotdzem – mir halt sehr fremd.
    Die Abschlussszene – fand ich auch etwas seltsam, aber nicht schlimm oder so. Ich habe eher gedacht: Warum wird Uma nicht mitgeholt zum Tanzen? Einmla in der Küche tanzt sie doch total schön. Und klar ist es normal, sich zu freuen, wenn mit dem Kind erstmal alles “in Ordnung” ist. Aber es stimmt auch irgendwie – wenn die Diagnose Down-Syndrom gewesen wäre oder so, kann man sich so einen Freundentanz schlecht vorstellen. Nicht nur bei dieser Familie, bei allen Familien vermutlich. Das ist schon irgendwie – naja, hart. Aber es ist richtig, das ist eben so.
    Andreas

    • mir ging es beim ersten teil schon ähnlich. man spürt irgendwie den selbstdarstellungsdrang der mutter und das meine ich nicht mal böse, denn ich mochte den film sehr. ich fand auch nicht so toll, dass umas “sauber werden” oder eben nicht, so dargestellt bzw. gezeigt wurde. Dokumentationen dieser art laufen aber immer gefahr, grenzen zu berühren und der film ist trotzdem sehr sehenswert!

      • Sehenswert finde ich den Film schon auch.
        Aber mir kam schon auch die Frage: Warum wird als eine der ersten Szenen gezeigt, wie Uma die Windel gewechselt wird? Mit den üblichen Kommentaren der Erwachsenen (“es stinkt”) usw.. Warum wird Uma sofort über ihre Behinderung vorgestellt? Mir ist das fremd, auch bei meinem Kind.
        ich habe mich aber auch gefragt: Wenn ich einen Film drehe würde über den Alltag mit meinem schwerstbehidnerten Kind, was würde ich zeigen? Ich weiß es einfach nicht. Aber ich glaube schon: Nicht die Windel, nichts, was so stark in seine Intimssphäre gehen würde. Allerdings wird die Intimssphäre der beiden Eltern ja auch sehr stark gezeigt, meine eigenen ganz persönlichen Momente (Schwangerschaftstest usw.) würde ich im Fernsehen nicht zeigen können. Insofern ist es auch wieder nachvollziehbar, dass so viel aus der Intimssphäre der Kinder gezeigt wird.

  5. Ich glaube die Familie feiert eher das Leben! So hab ich das gefühlt… und natürlich, ja warum darf man nicht feiern das man ein gesundes Kind bekommt ?

  6. Danke !

    Ein warmer Komplimente- Regen für das interessante Interview, die sehenswerten Dokumentationen und an das tolle (Eltern-)Paar – wirklich überzeugend !!!

    LG

  7. Für mich war der Film “Uma und wir” sehr hart, Einerseits verstehe ich die Familie.
    Andererseits zu sehen, wie in der Schlussszene in dem Tanz gefeiert wird, dass beim dritten Kind keine Behinderung diagnostiziert wurde … zumindest habe ich diese Szene so aufgefasst; für mich war das sehr hart zu sehen. ich habe aber auch zwei Kinder mit Behinderung.

    • Ich habe das Schluss-Szenario komplett anders aufgefasst – interessant, wie hier die Wahrnehmungen auseinandergehen. Der Tanz war für mich einfach Ausdruck von Freude über das neue Geschwisterchen, etwas anderes war (so kam das bei mir an) kein Thema. Und, ganz ehrlich: wer wünscht sich denn bewusst ein Kind mit Behinderung?! Darf man sich nicht freuen, wenn alles o.k. und in Ordnung ist? Darf man, finde ich. Das heisst im Umkehrschluss ja nun nicht, dass ein Kind mit “Baustellen” nicht geliebt würde und geliebt wird.

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